Was man vor einer Hochzeit wissen sollte!

Meine erste Hochzeitssaisson als Vollblutfotograf neigt sich dem Ende, und wie Ihr euch vorstellen könnt, habe ich als alter Effizienzfetischist für die Organisation von Hochzeiten viel gelernt. Vor allem vieles was ich vor meiner eigenen gerne gewusst hätte.


1.) Delegieren!

Damit der eigene Hochzeitstag auch für das Brautpaar ein schöner Tag wird, ist es sinnvoll für alle möglichen Dinge jemandem die Verantwortung zu übertragen. Am Buffet fehlen die Löffel? Kein Problem der Trauzeuge wird das schon lösen. Es empfiehlt sich natürlich die Helfer nach den Flitterwochen zum Grillen einzuladen.


2.) Kirche oder nicht Kirche?



Natürlich ist dies eine höchst persönliche Entscheidung, die jeder selber trifft. Zuerst die Alternativen: nur eine Standesamtliche Trauung oder was mir persönlich sehr gut gefallen hat: ein Schauspieler der eine Zeremonie nach den Wünschen des Brautpaares abhält(Egal ob im Garten nach amerikanischem Vorbild, oder nach Absprache im Gemeindezentrum. Ich rate jedoch davon ab, dem Standesbeamten darum zu bitten eine längere Zeremonie abzuhalten, da nicht kirchlich geheiratet wird. Aus meiner Erfahrung heraus wird das keine schöne Zeremonie, es sei denn man sucht sich einen talentierten Standesbeamten selbst aus.
Bei einer kirchlichen Hochzeit kommt es auf den Pfarrer an. Auch wenn die Kirche noch so schön ist, ist es viel wichtiger, dass man sich mit dem Priester gut versteht und alle eine ähnliche Vorstellung von der Trauung haben.

3.) Speiß und Trank

 



Aus Effizenzgründen bin ich ein Anhänger des mieten von Saal und Catering, oder ganz spartanisch das Buffet selbst beim Fleischhacker abholen. Das ist natürlich recht viel Arbeit, vor allem beim Dekorieren und wegräumen. Wer sich für ein Restaurant entscheidet sollte daran denken, dass sowohl Getränke als auch kleine Happen zur Selbstentnahme  bereitstehen wenn die Hochzeitsgesellschaft eintrifft. Selbst die motiviertesten Kellner schaffen es nicht 50-100 Personen zu gleich zu bedienen. Man kann übrigens auch bei so großen Gesellschaften bei den Getränken verhandeln. Oft darf man Bowle oder andere Getränke selbst organisieren.

4.) Fotos/Videos

Wer viel plant will natürlich auch etwas haben was nicht vergänglich ist. Für Videos empfehle ich unbedingt einen Fachmann, der es schafft die schönsten Szenen des Tages mit ein Paar gestellten in 3-5 Minuten unterzubringen. Stundenlange Videos von der Hochzeit schaut sich erfahrungsgemäß niemand an. Oft sind im Bekanntenkreis auch Jugendliche die nach der Schule Youtube Videos basteln, die liefern oft eine gute Qualität. (Wenn man ihnen eine ordentliche Kamera zur Verfügung stellt)

Da ich nicht alle Hochzeiten selbst fotografieren kann, hier ein paar Tipps um den richtigen Fotografen zu finden.
 

a.) Alle Bilder noch am Hochzeitsabend
Es klingt banal, aber so erkennt man am schnellsten ob man einen Fotografen  oder einen Knipser hat. Denn nur wer die Technik im kleinen Finger hat kann auch ohne schlechtem Gewissen alle Bilder gleich aus der Kamera abliefern. Wer alle zuerst bearbeiten muss ist noch mit der Technik beschäftigt und sollte nur genommen werden, wenn man keine großen Ansprüche hat und er wirklich günstig ist.

b.) Hochzeitsbuch

Neben dem großen Brautpaaportrait und dem Gruppenbild, welches man unbedingt gerahmt bekommen sollte, wird das Hochzeitsalbum am häufigsten betrachtet. Ich persönlich bevorzuge die Hochzeitsbücher in denen ca 40-60 perfekte Bilder großformatig (ca 30x30 oder 60x30) abgedruckt sind. Hochzeitsalben bei denen man ca 200 10x15cm Bilder einklebt sind nicht nur viel Arbeit, es geht auch der “woweffekt” beim Umblättern verloren, wenn zum Beispiel jeder Gratulant nach der Trauung abgedruckt ist. Ein gutes Album hat auch eine Dramaturgie, an die man schon beim fotografieren denken sollte. Daher einfach mal beim Fotografen im Studio vorbeischauen und seine Hochzeitsalben durchblättern.

c.) Preis

Auch Fotografen müssen leben und ihre Ausrüstung finanzieren. Jedoch gibt es immer wieder Fotografen, die jene Zeit mitverrechnen die sie unter der Woche nicht an den Mann gebracht haben. Auch wenn dies von der Wirtschaftskammer so gelehrt und gefordert wird, empfinde ich es als Wucher. Stundensätze zwischen 40 und 100€ sind für (Nicht berühmte) Fotografen üblich und in Ordnung. Ich empfehle trotzdem ein Pauschalangebot, damit die Kosten nicht bei der Nachbearbeitung explodieren.

 

d.) Stil

Über Stil und Geschmack kann man streiten, neben den vielen Standardbildern geben aber ein paar kreative Bilder dem Album die Würze. Dabei ist es wichtig, dass der Fotograf auch auf eigene Wünsche eingehen kann. Einfach bei Pinterest ein paar Bilder zusammensuchen die einem Gefallen. Ein guter Fotograf setzt die Bilder gerne um.

 

e.) Assistent

Auch wenn jeder gerne seinen eigenen Assistenten mit hat, bei einer Hochzeit ist der Fotograf oft 12-16 Stunden im Einsatz, das ist bei einem Assistenten nicht billig. Daher empfehle ich jemanden aus der Hochzeitsgesellschaft abzustellen, der gelegentlich ein Licht oder den Reflektor hält und etwas tragen hilft.

 

f.) Logo

Jeder Fotograf, so auch ich, sehe gern mein Logo so oft wie möglich im Internet. Jedoch wenn ich für eine Hochzeit bezahlt werde, verkaufe ich meine Arbeitszeit. Daher bin ich der Meinung dass alle Bilder ohne störendem Logo abgeliefert gehören. Einzig auf der Rückseite des Hochzeitsalbums plaziere ich es einmal in klein damit man auch in 50 Jahren mich noch findet um gegebenenfalls Abzüge zu bekommen.

 

e.) Druck

Ich persönlich gebe wenn meine Arbeit bezahlt ist, gerne das Hochzeitsalbum und die gerahmten Bilder gratis dazu. Wichtig ist jedoch, dass man selbst auch die Druckdaten bekommt, um sich günstig Abzüge für zum Beispiel Dankeskarten bestellen zu können.

Ich hoffe Euch etwas geholfen zu haben, und stehe für Nachfragen, Vorschläge oder Kritik gerne zur Verfügung, damit auch Ihr gemütlich die Dosen am Auspuff bimmeln hört.

Ps: Alle Bilder hier sind von einer einzigen "normalen" Hochzeit, danke rechtherzlich an das Brautpaar, dass ich diese verwenden darf.